Sprechstunde

Iris Braun: “Ich glaube daran, dass alle unsere Welt zu einem besseren Ort machen wollen”

von Karoline Spring
17.02.2023

Mit unseren Produkten möchten wir die Welt gerechter machen und so die Auswirkungen sozialer Ungerechtigkeiten ausgleichen. Doch wie sind die Gründer:innen damals auf die Idee gekommen, worin sehen sie die Mission von share und wie gehen sie selbst mit dem Thema Soziale Gerechtigkeit um? Wir haben dazu mit einer unserer Gründer:innen, Iris Braun, gesprochen. Im Interview erzählt sie, was sie persönlich vom share-Prinzip überzeugt hat und was eine Familie in Indien mit ihrem Engagement für mehr Chancengleichheit zu tun hat. Außerdem gibt sie wertvolle Tipps für Frauen mit dem Traum zu Gründen und erzählt, warum sie sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit einsetzt.

Iris, vor ziemlich genau 5 Jahren hast du share gemeinsam mit Sebastian, Ben und Tobi gegründet. Was war eure Idee dahinter? 

Wir haben share damals gegründet, ohne Konsumgüter oder Produkte im Supermarkt im Kopf zu haben. Uns ging es darum, einen Weg zu finden, um Ungleichheit in der Welt bekämpfen zu können und was Lösungen dafür sein könnten wie wir das einfach machen können. Denn ich glaube fest daran, dass alle Menschen gut sein wollen, sich einsetzen wollen und unsere Welt zu einem besseren Ort machen wollen. Aber manchmal ist das einfach kompliziert oder es sind schlechte Gefühle damit verbunden. Wir wollten hingegen eine Lösung finden, die idealerweise auch Spaß macht, denn eigentlich fühlen wir uns gut, wenn wir Menschen helfen und Dinge teilen. So sind wir auf die initiale Idee von share gekommen.

Wie würdest du die Mission von share beschreiben?Unsere Mission ist, dass wir Gutes tun im Alltag ermöglichen – und zwar an möglichst vielen Orten für möglichst viele Menschen. Es ist wichtig, dass wir etwas tun, was relevant ist. Wir möchten damit viele Menschen erreichen und ihnen neue Möglichkeiten geben, mitzuwirken.Was hat dich von der Mission überzeugt?Bevor ich share gestartet habe, war ich als Forscherin in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern unterwegs. Dort wollte ich eine Antwort auf die Frage finden, was wir tun können, damit es den Menschen dort besser geht. Was wir machen müssen, damit sich Wirtschaftssysteme entwickeln und wie die Welt gemeinschaftlich einen Fortschritt machen kann. Und dann habe ich gemerkt, es gibt schon total viele Antworten auf diese Fragen. Wir wissen eigentlich schon viele Dinge, die funktionieren – z. B. Schulmahlzeiten, damit Kinder etwas lernen können und die Kraft haben, am Unterricht teilzunehmen. Oder der Bau und die Instandsetzung von Brunnen, damit Menschen ihre Tage nicht größtenteils damit verbringen, weite Strecken zurückzulegen, um an Wasser zu kommen.

Gab es ein persönliches Erlebnis, welches dich motiviert hat, diese Vision weiterzuverfolgen?

Ich habe zwei Jahre in Indien gelebt, um dort meiner Forschungsarbeit nachzugehen. Vor meiner Wohnung lebte eine Familie auf dem Bürgersteig. Die komplette Familie bestand aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern. Ihre Wohnung bestand aus diesen 2x2 Metern Bürgersteig. Am Anfang hat mich das betroffen gemacht. Ich habe versucht, sie zu unterstützen und Dinge aus meinem Haushalt abgegeben. Mit der Zeit habe ich ihr Leid einfach hingenommen. Bis eines Tages ein Baby auf dem Bürgersteig lag und die Familie nicht einmal Kleidung für dieses kleine Wesen hatte. Da wurde ich wieder wachgerüttelt und mir wurde bewusst, dass wir jeden Tag aktiv etwas dafür tun müssen, um die Situation zu verbessern.

Aber ich dachte auch, das kann doch nicht sein. Warum müssen wir immer erst negative Erlebnisse haben, um daraufhin etwas Gutes zu tun?

So sind wir Schritt für Schritt gemeinsam darauf gekommen, dass wir bei Sachen, die wir tagtäglich machen, eine positive Wirkung einbauen können. Das bedeutet, wir können all die Dinge tun, von denen wir wissen, dass sie richtig und wichtig sind und all das verbunden mit positiven Emotionen. Genau das passiert, wenn wir share Produkte kaufen und verwenden.

Wir wissen, dass vielen Menschen gar nicht bewusst ist, wie unglaublich günstig es sein kann zu helfen. Es ist ihnen nicht bewusst, dass es möglich ist, mit dem normalen Einkauf, fast ohne es zu merken, Gutes zu bewirken. Das möchten wir ändern und stattdessen unsere Botschaft verbreiten:

Wo fallen dir im Alltag besonders soziale Ungerechtigkeiten auf?

Leider an vielen Stellen. Wir machen mit share auch Projekte gegen Obdachlosigkeit und mit der Tafel Deutschland. In diesen Projekten teilen wir Wärme und Lebensmittel – wichtige Grundbedürfnisse, die auch in unserer Gesellschaft noch nicht allen Menschen zur Verfügung stehen. Das sind Aspekte, die wir tagtäglich mitbekommen.

Aber viele Aspekte sozialer Ungerechtigkeit bleiben privilegierten Menschen in ihrem Alltag verborgen. Das habe ich besonders mitbekommen, da mein damaliger Partner Sozialpädagoge war und mit vielen Familien in sozialen Brennpunkten und minderjährigen Geflüchteten gearbeitet hat. Dadurch habe ich gelernt, wie viel hinter den Kulissen passiert.

Natürlich gibt es die dramatischen Fälle, die wir im Fernsehen sehen. Aber es gibt in unserer Gesellschaft viele Menschen, die aus Familien kommen, wo alles gut zu laufen scheint, die jedoch hinter den Kulissen mit Schwierigkeiten wie Vernachlässigung und Gewalt zu kämpfen haben. Das hat mir klar gemacht, dass es auch bei uns viel zu tun gibt.

Wie würdest du deine persönliche Situation beschreiben? Wurdest du selbst schon sozial ungerecht behandelt?

Ich bin im Glauben aufgewachsen, dass soziale Ungerechtigkeit für mich nicht zutrifft. Ich hatte Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und die Welt zu sehen. Auch mein Berufseinstieg erschien mir sehr chancengleich.

Ich habe aber auch bemerkt, je weiter man als Frau in der Arbeit fortschreitet, desto schwieriger ist es, weiterzukommen. Die Konkurrenz um Aufmerksamkeit, Ressourcen, Themen und Netzwerke findet in Deutschland eher nicht beim Berufseinstieg statt, sondern dann, wenn es um Einfluss, Macht und Positionen geht.

Das finde ich sehr schwierig und darum möchte ich mich persönlich einsetzen, dass mehr Frauen gründen und Verantwortung übernehmen.

Frauen und anderen marginalisierten Gruppen kann ich nur raten, zu netzwerken. Die Inhalte eures Studiums können nie so wichtig sein wie die Menschen, mit denen ihr studiert.

Was tut share genau, um die Welt gerechter zu machen? Wie funktioniert das Geschäftsmodell? Bei share beinhaltet jedes Produkt automatisch mit dem Kauf eine soziale Spende. Dafür arbeiten wir mit international anerkannten Organisationen zusammen, um transparent sicherstellen zu können, dass das Geld an den richtigen Stellen ankommt. Wir konzentrieren uns hier auf die vier Grundbedürfnisse: Lebensmittel für Nahrung, Getränke für Trinkwasser, Pflegeprodukte für Hygieneleistungen und Schreibwaren für Bildung. Damit möchten wir die Folgen sozialer Ungerechtigkeit ausgleichen und es Menschen im Alltag so einfach wie möglich machen, Gutes zu tun.

Was können andere Unternehmen machen, um die Vision einer gerechteren Welt zu unterstützen oder sogar mitzutragen?Für aktuell gründende Unternehmen sollte es keine Frage sein, dass sie sich bereits bei der Gründung ein (Social-)Impact-Modell überlegen. 

Aus meiner Sicht geht es in der aktuellen Situation unserer Welt und der Gesellschaft gar nicht mehr ohne (Social)-Impact-Modell. 

Für Firmen, die bereits gegründet sind, ist es wichtig, sich mit den Innovatoren in der jeweiligen Industrie zu vernetzen, um zu schauen, was sie mehr machen können. Sie sollten ihren Mitarbeitenden das Signal geben, dass sie den gesellschaftlichen und ökologischen Wandel ernst nehmen und mitgestalten, um so einen Kulturwandel voranzutreiben. Das muss aus meiner Sicht auch von den führenden Mitarbeitenden in den Unternehmen mit- und weitergetragen werden, die sich gerne Inspiration und Ideen von kleinen und jungen Unternehmen holen können.

Wo sind share Grenzen gesetzt?

Wir unterstützen bei Grundbedürfnissen und das ist total wichtig. Es gibt immer noch so viele Menschen, die genau an dieser Stelle nicht weiterkommen in ihrem Leben. Also, wenn 83 Millionen Menschen an akuter Mangelernährung und Hunger leiden, dann brauchen diese Menschen tatsächlich sehr dringend jetzt etwas zu essen. Da können wir helfen. Das ist sehr konkret angreifbar und wir wissen, wie das funktioniert. Mir und allen, die sich damit beschäftigen, ist vollkommen klar, dass damit nicht alles gegeben ist, um ein erfülltes Leben führen zu können. Natürlich brauchen Menschen viele andere Dinge sowie ein gutes System, in dem sie leben und sich entwickeln können. Da können wir als share mit unserem einfachen Ansatz nicht an jeder Stelle helfen. Aber wir können eine Basis dafür schaffen, dass andere Organisationen und öffentliche Stellen weiterführende Arbeit leisten können.

Was würdest du sagen, muss politisch getan werden, damit die Welt sozial gerechter wird?

An vielen Stellen brauchen Unternehmen wie wir auch staatliche Unterstützung. Damit meine ich jetzt nicht Geld, sondern die Rahmenbedingungen. Konkretes Beispiel: Wir haben mit share die erste 100 % recycelte Wasserflasche auf den Markt gebracht. Das war richtig cool und ich glaube, es hat wirklich viele andere Firmen bewegt, uns das auch nachzumachen. Danach haben wir geschaut, was wir bei den anderen Verpackungen verbessern können. Können wir alles auf Bio-Plastik umstellen? Können wir andere Methoden verwenden?

Damit sind wir sehr schnell an Grenzen gestoßen, denn es braucht Rahmengesetzgebungen dafür, damit Dinge aus dem Müll tatsächlich wiederverwertet werden können.

An solchen Herausforderungen arbeiten viele große Unternehmen gemeinsam, damit die nötigen Gesetzgebungen kommen. Das können wir gar nicht alleine machen. Dafür braucht es die Politik, die diese Rahmenbedingungen schafft. 

Es gibt wirklich viele weitere Ansatzpunkte, wo ich glaube, dass die Politik noch mehr machen muss, damit die Industrie und die Firmen ihre Arbeit noch umweltfreundlicher und nachhaltiger machen können. Ich hoffe, dass es in Zukunft politisch mehr Weitsicht gibt und die richtigen Weichen gesetzt werden.

Was sind deine Ziele mit share für die kommenden 5 Jahre?Zum einen muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie viel wir schon geschafft haben. Das macht mich sehr stolz. Weil wir im letzten Jahr über 100 Millionen shares erreicht haben. Das finde ich richtig cool!

Shares sind unsere interne Währung. Das heißt, jedes Mal, wenn ein share Produkt verkauft wird, können wir etwas teilen und das ist dann ein share. Mit diesen 100 Millionen shares haben wir mittlerweile ca. 2 Millionen Menschen mit unseren sozialen Projekten unterstützt.

Aber wir wollen noch viel mehr schaffen:

Einerseits mit den Produkten, die wir jetzt schon haben, aber wir haben auch noch ganz viele neue Ideen.

Kannst du uns schon einen Ausblick geben?

Ein paar Sachen sind noch geheim, aber ich kann schon sagen, dass wir bald an neuen Orten verfügbar sein werden. Für alle, die dieses Jahr nach Spanien in den Urlaub fahren: Haltet die Augen offen!

Dort werden ab Mai unsere Nussriegel in den Supermärkten erhältlich sein. Da freue ich mich richtig drauf!

Wenn du mehr zu unserer bisherigen Wirkung wissen möchtest, lies gerne in den aktuellen Social Impact Report rein.

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